Phyllokaktuszucht durch Georg Bornemann

Die Hybriden

 … Später hat G. Bornemann in Blankenburg am Harz die Phyllokaktuszucht wieder aufgenommen und ganz hervorragende Sorten gezüchtet. Er starb viel zu früh, im 54. Lebensjahre.

Er war ein Meister der Pflanzenneuzucht. Sämtliche Kreuzungen Bornemanns zeichnen sich aus durch dicke, dunkelgrüne, kräftige, dennoch nicht zu unförmig werdende Glieder und Büsche. Eine große Reichblütigkeit ist ihnen eigen. Er hat nach meiner Ansicht viel Ph. phyllantoides, „Deutsche Kaiserin“, verwandt und dadurch Farbschattierungen der Blüten geschaffen, die unbeschreibbar sind. Es ist so eigenartig mit diesen Sorten, dass man ihnen fast sofort ansieht, wenn sie von Bornemann stammen. Jedem Phyllokaktusfreunde rate ich, Bornemanns Hybriden anzuschaffen.  

 

Neuere Züchtungen von G. Bornemann: 

Andromache                       Karminrosa, Blume offen, sehr haltbar

Antigone                             Schönster weißer Phyllokaktus mit großen, ganz offenen Blumen.

                                         Wuchs niedrig, straff

Clio                                    Perlweiß, nach der Mitte mit rosafarbenem Schimmer, außen gelb.

                                         Ganz niedrig, drei- bis vierkantige Triebe.

Deliciosus                            Wuchs dreikantig, schön. Blume nicht groß, aber zahlreich,

                                         zart rosa, stark duftend.

Fasan                                 Dunkelbraunrot, innen magenta, großblütig

Fragrans                             Sehr große, rahmweiße Blume, stark duftend

Helena                                Riesige, ganz offene Blume von herrlichem, leuchtendem reinen Rosa.

Magnolia                             Enorme Blume, ganz offen, schön rosa, innen leuchtend karmin;

                                         großartig.

                                         Farbe nicht gut zu beschreiben.

Pfau                                   Chamois, innen bläulich magenta.

Phönix                                Altgold und bronzefarben, innen bläulich magenta.

Victoria regia                       Weiß, außen leicht gelblich; riesige, ganz offene Blume. Vorzügliche Sorte.

Violetta                              Stark und schön wachsend. Blüten leuchtend rosig violett, ganz offen.

                                        Schöne neue Färbung.

Lilacinus                             Nicht so kräftig wie vorige, aber Blüte höchst ansprechend.

 

Quelle:      Rother, W. O., Praktischer Leitfaden zur Anzucht und Pflege der Kakteen

und anderer Sukkulenten,

                Verlagsanstalt Trowitzsch & Sohn, G.m.b.H. Frankfurt/Oder,

Siebente Auflage, S. 78 und 86

 

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Nachruf Georg Bornemann 

Plötzlich und unerwartet raffte der unerbittliche Tod wieder einmal einen Pionier der Pflanzenzucht dahin. Fröhlich und guter Dinge verließ Georg Bornemann am 18. September 1915 früh sein Heim, ausgerüstet mit frischen Dahlienblüten prächtiger eigener Züchtung, die er, der Vorsitzende der Deutschen Dahliengesellschaft, zu der Tagung in Leipzig vorführen wollte. Bald nach der Abfahrt des Zuges von Blankenburg machte ein Herzschlag seinem

Leben jäh ein Ende. In Börnecke wurde er aus dem Zug gehoben, wo der herbeigerufene Arzt nur noch seinen Tod feststellen konnte. 

Georg Bornemann wurde am 7.Juni 1862 als Sohn eines angesehenen Buchdruckers geboren. Er besuchte in seiner Vaterstadt zuerst das Gymnasium, später die Oberrealschule, auf der er sich das Reifezeugnis erwarb. Seine Lehrzeit vollendete er in der angesehenen Gärtnerei von Gebr. Koch in Grabow bei Stettin, worauf er die Gärtnerlehranstalt in Wildpark besuchte, die er mit dem Zeugnis als Gartenkünstler verließ. Darauf war er einige Jahre als Gehilfe unter Garteninspektor Stein im Breslauer Botanischen Garten tätig, ging dann nach Köln, wo er sich unter Gartendirektor Niepratsch bei der Anlage des Volksgartens betätigte. Zwei Jahre bewegte er sich dann auf Studienreisen in England, Frankreich, Belgien und Holland. Mit seltenen Kenntnissen ausgerüstet, gründete er Ende der achtziger Jahre mit G. Reid die Firma Reid & Bornemann in Sydenham bei London, die schnell Weltruf erlangte.

Die Verbreitung der besten Chrysanthemum-Sorten auf dem europäischen Kontinent war das besondere Verdienst dieser Firma, die alle Ausstellungen in allen Ländern beschickte und es sich Belehrung angelegen sein ließ, den englischen Kulturmethoden der Chrysanthemum weiteste Verbreitung zu verschaffen. 

War es damals doch ein eingewurzeltes Vorurteil, dass diese jetzt so unentbehrlichen Winterblüher nur im englischen Klima ihre volle Entwicklung erreichen konnten. Auch die Einführung der Gurkentreiberei in Gewächshäusern durch Verbreitung der damals besten Sorte Prescot Wonder war ein Verdienst dieser vorwärtsstrebenden Firma. Durch sie fanden auch die besten englischen Züchtungen von Florblumen, wie Amaryllis, Pelargonien, Dahlien und andere ihren Weg in die europäischen Gärten. 

Der pekuniäre Erfolg dieses großzügig angelegten Unternehmens hielt leider nicht Schritt mit den ideellen Erfolgen. 1892 trennten sich die beiden im Charakter so verschiedenen Partner und G. Bornemann gründete die, sich bald besten Rufes erfreuende, Gärtnerei an der Teufelsmauer in Blankenburg am Harz. Hier war er unermüdlich tätig in der Züchtung von neuen Formen der Chrysanthemum, Dahlien, Pelargonien, Amaryllis, Clivien, Haemanthus, Phyllocactus  und Begonien. Viele seiner Züchtungen beherrschen jetzt den Blumenmarkt. Als Neuheiten brachte er ferner die traubenblütigen Fuchsien, Richardia hybrida Solfatara und einige Callasorten heraus. Daneben verhalf er manchem in Vergessenheit geratenen Winterblüher zu erneuter Verbreitung. Auch die Tomatensorte Rotkäppchen, eine der besten frühen Tomaten, ist Bornemannscher Zuchterfolg. 

Viele Fachleute pilgerten jährlich nach der Teufelsmauer, um sich bei diesem vielseitig gebildeten Fachmann Anregung und Belehrung zu holen und einige Stunden in seinem trauten heim in Gesellschaft seiner kunstsinnigen Gattin zu verplaudern, deren Meisterhand viele der Bornemannschen Züchtungen in trefflicher Weise bildlich darzustellen verstand. Viele dieser Farbentafeln haben ihren Weg in die Fachpresse gefunden. Treu und zuverlässig als Mensch und Freund, beseelt von allem Guten und Schönen, schlicht und einfach, mehr Idealist als Geschäftsmann, allen äußeren Ehrungen abhold, führte er durch, was er als gut und recht erkannt hatte.

Schwer haben auch auf ihm die Kriegsjahre, besonders in geschäftlicher Hinsicht, gelastet, so dass er, um den jetzigen Kamalitäten aus dem Wege zu gehen, beschlossen hatte, seine Gärtnerei zu verkleinern und fast ganz ohne Personal sich nur noch züchterisch mit einigen Lieblingen zu betätigen. So hatte er selbst schon die jetzt von seinen Angehörigen betriebene Auflösung der einst so blühenden Gärtnerei eingeleitet.

Neben seiner treuen Lebensgefährtin trauern um den zu früh Heimgegangenen eine Tochter und drei Söhne. Ein deutsches  Herz betteten wir an einem sonnigen Septembertage auf dem idyllischen Blankenburger Friedhof zur letzten Ruhe. Sein menschliches Wirken leuchtet fort in den Herzen seiner Angehörigen und Freunde. Im deutschen Gartenbau hat er sich als einer der erfolgreichsten Bahnbrecher auf dem Gebiet der Pflanzenzüchtung während der letzten drei Jahrzehnte ein bleibendes Denkmal gesetzt.

 

 Quelle: C. Bonstedt, ohne Jahresangabe